Region(al) Erleben
Erzgebirgische Holzkunst

Traditionelles Handwerk

Die Region um den Kurort Seiffen ist berühmt für erzgebirgische Holzkunst und Weihnachtsartikel. Figuren wie Nussknacker, Bergmann und Engel, Schwibbögen oder Pyramiden sind nahezu weltweit bekannt und beliebt.

„Cynsifen“ (Seiffen) wurde 1324 erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Besiedelung des Erzgebirges zu Beginn des 12. Jahrhunderts war der Bergbau die wichtigste Quelle für den Broterwerb. Die Blütezeit des Bergbaus im Erzgebirge liegt im 15. und 16. Jahrhundert. 

Neben dem Bergbau diente ab dem 15. Jahrhundert auch die Glasmacherei dem Broterwerb. Die Glashütte Heidelbach (1488 – 1828 – in unmittelbarer Nähe zu Seiffen und Heidelberg) war in dieser Zeit eine der bedeutendsten Glashütten Sachsens und lieferte ihre Produkte vor allem an den sächsischen Hof.

Zu den Tätigkeiten in einer Glashütte gehörte auch das Drechseln von Glasformen aus Holz zur Herstellung von Hohlgläsern. Der erste Holzdrechsler wurde 1650 erstmals urkundlich erwähnt. Gedrechselt wurden neben Glasformen auch Gebrauchs­gegenstände wie Teller, Nadelbüchsen, Spindeln, Knöpfe usw..

Dreh-(Drechsel-)saal im Verlegerhaus um 1935

Als im Seiffener Gebiet Ende des 18. Jahrhunderts der Erzabbau zurückging, weil viele Lagerstätten erschöpft und die Ausbeutung nicht mehr rentabel waren, mussten sich die Bergleute eine andere Erwerbsgrundlage suchen. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts ging auch die Glasproduktion in der Heidelbacher Glashütte zu Ende, sie wurde 1828 eingestellt. Die Drechsler, die für die Glashütte tätig waren, mussten sich, so wie die Bergleute, einen anderen Broterwerb suchen. Bergleute und Glasmacher wurden zu Spielzeugmachern.

Es wird angenommen, dass sich aus der Glasformendreherei das Reifendrehen entwickelte – eine spezielle Drechseltechnik, die es nur im Raum Seiffen, Heidelberg und Deutscheinsiedel gab.
Das Drechseln und die spezielle Art des Reifendrehens waren die Grundlage für die Entwicklung der erzgebirgischen Holzkunst im Raum Seiffen. 

Ab 1850 produzierte die Firma S.F. Fischer in Oberseiffenbach verschiedenste Holzbaukästen und wenig später die von Friedrich Fröbel entworfenen Spielgaben – die sog. Fröbelgaben Nr. 1 bis Nr. 4. Diese Entwicklungen wurden auf internationalen Ausstellungen mit Medaillen ausgezeichnet.

Eine Besonderheit sind auch die zu Beginn des 20.Jahrhunderts gefertigten Miniaturspielwaren, die sich ebenfalls zu einer für Seiffen typischen und eigenständigen Spielzeugform entwicklelten.

So entwickelte sich rund um Seiffen, Heidelberg, Oberseiffenbach und Deutscheinsiedel die Holzdrechslerei und Herstellung von Holzspielzeug. Nicht zuletzt deswegen wird die Region um Seiffen auch als „Spielzeugwinkel“ bezeichnet.

Herstellung von Schuhgelenken nach 1945
Herstellung von Schuhgelenken nach 1945

Möchten Sie den Herstellungsprozess der Seiffener Holzkunst­erzeugnisse einmal selbst erleben, empfehlen wir Ihnen gern Werkstätten, wo Sie den Spielzeugmachern über die Schulter schauen können. Hier können Sie beobachten, wie die beliebten Holzfiguren in Handarbeit entstehen.

Viel Interessantes und Wissenswertes rund um die erzgebirgische Holzkunst können Sie auch in den beiden Seiffener Museen erfahren. Insbesondere das Erzgebirgische Spielzeugmuseum Seiffen bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des erzgebirgischen Holzspielzeugs von den Anfängen bis zur Gegenwart.